ein Jg 1802
Hamburg (Kratzsch)
Hrsg: Johann Friedrich Wilhelm Hezel
K 137: Taschenbuch, Moralisches für Jünglinge, um in der Welt glücklich zu werden 1807; Hayn/Got. VII, 595: Moralisches Taschenbuch für Jünglinge …
7. / In Gesellschaft zeige dich ge- / sammlet; durch Zerstreuung belei- / digest du, und setzest deinen Verstand / und dein Herz in Schatten
Incipit
Zeigst du dich, in Gesellschaft, zerstreut: so bist du für sie noch weniger als eine ganz stumme Person, an welcher sie blos Mangel an Unterhaltung und Belebung tadelt.…
9. / Wenn du, zum ersten Male, in / eine Gesellschaft trittst: so thue dein / Aeußerstes, daß der erste Eindruck, / den du machst, möglich vortheilhaft / sey
Incipit
Dazu tragen Dinge bey, die, im Grunde, Kleinigkeiten sind: Stellung, Verbeugung, Mine, Anrede, Kleidung.…
10. / Beym Eintritt in eine Gesellschaft / erscheine bescheiden; folglich nicht / frech und unverschämt, aber eben so / wenig schüchtern, oder verlegen
Incipit
Von Natur und Erziehung, bist du entweder beherzt, oder furchtsam.…
14. / Sprich weder deiner noch / von Anderer häuslichen Angelegen- / heiten
Incipit
Die deinigen sind andern entweder zu unwichtig und langweilig, oder, wenn sie, an sich wichtig und in hohem Grade vortheilhaft für dich seyn sollten, dann regen sie leicht den Neid auf,…
15. / Erlaube dir keinen Scherz, (so unschuldig er auch an und für selbst seyn könnte) ohne den Ton der gegenwärtigen Gesellschaft so genau zu / kennen, daß du überzeugt seyn kannst, / er sey demselben angemessen, und habe / daher ein Anrecht auf Beyfall
Incipit
Nicht in jeder Gesellschaft ist einerley Ton. In der einen, wird ein Scherz gewisser Art allgemein gefallen; in einer andern wird man ihn, unter einer allgemeinen Stille, verhallen lassen.…
17. / Beweise dich gefällig und gut- / müthig in Gesellschaft, jedoch ohne ein- / fältig zu erscheinen
Incipit
Eine gewisse Gutmuthigkeit und Gefälligkeit, die sich, unter andern, durch Nachsicht gegen kleine Schwachheiten, Fehler und Lächerlichkeiten der Gesellschaft äussert, ist dir oben gelegentlich schon empfohlen;…
19. / Bemühe dich, dir edle Sitten / zu eigen zu machen
Incipit
Edle Sitten schließen alles Gemeine und Pöbelhafte aus. Wenn du Leute siehest, die im Besitze eines bedeutenden Vermögens, einen hohen Werth ihrer schönen Kleider, und überhaupt in Gegenständen des Luxus setzen,…
21. / Dringe Niemanden deine Unter- / haltungen auf
Incipit
Dies thun öfters unbescheidene Schwätzer, indem sie, um dich zur Geduld und Aufmerksamkeit zu nöthigen, dich, beym Rockknopfe, bey der Hand, oder wol gar beym Kopfe - , zu fassen.…
23. / Rede, so viel möglich, nie von dir / selbst.- Erfordern dieses aber die / Umstände: so wache über die Art dein- / es Ausdrucks, daß du nicht den Schein gewinnest, als gingest du auf / Beyfall aus
Incipit
Oft und viel von sich selbst reden, verrräth einen eitlen und eingebildeten Menschen..…
26. / Ueber Anekdoten und Geschichten, / die der Ehre und dem guten Namen / Anderer zum Nachtheil sind, äußere / kein Wohlgefallen, noch viel weniger / breite sie aus
Incipit
Du würdest ja sonst gegen das Grundgesetz aller Sittlichkeit (No. 1. 2.) handeln.…
30. / Bemühe dich, sowol deinen Ge- / danken und deren Ausdruck, als deinem ganzen Auessern, in Bewegungen, Stellungen, kurz in der ganzen Art, dich zu zeigen, eine gewisse Grazie, oder eine aufs Herz wirkende Anmuth, zu geben.
Incipit
Die nämlichen Dinge mit, oder ohne Grazie, gesagt, oder gethan, sind, ihrer Wirkung nach, von unglaublicher Verschiedenheit.…
31. / Ist dir's nicht blos um Hochach- / tung und Bewunderung, sondern auch / um Liebe zu thun; so verbinde mit die- / nen ( vielleicht vorzüglichen) Geistes- / gaben und großen Tugenden, auch jene / Tugenden der mildern Art, durch wel- / che allein Liebe erworben werden kann; / jene kleinern, aber einnehmenden Tu- / genden der Freundlichkeit, Gesprächig- / keit, Gefälligkeit und Munterkeit
Incipit
Vielleicht kennst du Männer von großen Talenten, Kenntnissen und Verdiensten, welche Gegenstände der Hochachtung, und wol der Bewunderung, und die doch gleichwol nicht geliebt sind.…
34. / Erniedrige dich nie zur verächt- / lichen Rolle des Spaß- oder Lustig- / machers; vielmehr bemühe dich, eine / gewisse persönliche Würde beyzube- / halten
Incipit
Manche glauben, die Gesellschaft zu belustigen, wenn sie Andere nachäffen und natürliche Mängel und Gebrechen lächerlich machen.…
38. / Richte dein Betragen und deine / Unterhaltung immer nach Zeit, Ort, / und Umständen, und insbesondere nach / dem Charakter und dem / Stande der Personen ein, mit welchen du sprechen / willst. Suche, in so fern Gewissen / und Ehre es erlauben, Allen alles zu / Werden: so wirst du viel Freunde / machen
Incipit
Also wirst du z.B. in einer Gesellschaft, wo eben Scherz und Fröhlichkeit herrschen, keine Sittenpredigt halten,…
39. / In Ansehung deiner Sprache lasse / dir Richtigkeit empfohlen seyn; in dei- / ner Aussprache aber Deutlichkeit, Ver- / nehmlichkeit und gehörigen Nachdruck
Incipit
Lasse dich hier, vor zwey gleich großen Fehlern warnen, die beyde nur dem Pöbel verziehen werden können.…
40. / Bey Gesprächen über Religion, / Staatsangelegenehiten und Neuigkei- / ten, beweise Vorsicht und Klugheit
Incipit
Da Religion Sache aller Menschen ist und seyn soll: so wird sie wenigstens wegen der mannigfaltigen Vorstellungen, die man sich von den Lehren derselben macht, auch öfters Gegenstand des Gesprächs in Gesellschaften.…
41. / Suche dir Menschenkenntniß zu / erwerben, und es, in diesem so noth- / wendigen Studium, möglichst weit zu / bringen
Incipit
Du lebest unter lauter Menschen, folglich mußt du sie kennen, um nicht hundertmal getäuscht, betrogen, in deinen Zwecken gehindert, oder gar unglücklich werden.…
43. / Suche dir diejenigen Vollkommen- / heiten zu erwerben, die den Mann be- / zeichnen, von welchem man sagt, er / habe Welt
Incipit
Welt haben heißt diejenige Klugheit, Gewandheit und Geschicklichkeit im Betragen besitzen, die uns in guten Gesellschaften, für Menschen feiner Bildung, erklären.…
46. / Meide jene nichtswürdige Neugier / nach unbedeutenden Kleinigkeiten, / welche der Charakter kleiner Seelen / und eingeschränkter Köpfe ist
Incipit
Der Geist will Unterhaltung haben. Ist er großer oder doch nützlicher Gegenstände nicht fähig, oder nicht dazu gewöhnet: so beschäftigen ihn unbedeutende Kleinigkeiten…
48. / Suche es, durch ein kluges Be- / tragen, aufs sorgfältigste zu vermeiden, / daß man dir nicht etwas Lächerliches / anhängen möchte
Incipit
Es giebt zwar leichtfertige Leute, die sich es gleichsam zum Geschäfte machen, andern, zum Theil sehr achtungswerthen Personen, lächerliche Beynamen zuzutheilen.…
49. / Gewöhne dich, mit einer gewissen / Strenge, zur Wahrheitsliebe; und / hüte dich vor'm Lügen, als einem der verächtlichsten Laster
Incipit
Der Lügner hat das, mit dem Hochmüthigen gemein, daß er selten seinen Zweck erreicht, und eigentlich nie im voraus gewiß wissen kann, ob er ihn erreichen werde.…
54. / Wende deine Zeit gut an, und / lerne dich überzeugen, daß die Ver- / schwendung derselben gerade die un- / verzeihlichste sey
Incipit
Willst du dir, wie ich hoffe, viele nützliche Kenntnisse erwerben, um einst ein nützlicher und geachteter Mann im Staate und im Besitze eines Reichthums zu seyn, den du nicht verlieren kannst?…
55. / Kannst du nun auch, als endliches / Wesen, Vollkommenheit im strengen / Verstande nicht erreichen: so bist du / doch verpflichtet, dich zu bestreben, / derselben möglichst nahe zu kommen